Digitalisieren ist ein Handwerk

ARS Akademie

Digitalisieren oder nicht Digitalisieren, das ist hier die Frage – und an dieser Frage scheitert es oft schon zu Beginn. Unternehmen kämpfen nicht nur mit den richtigen Definitionen und oft fehlenden Strategie, sondern auch mit fehlenden Fachkräften. Christoph Becker, Geschäftsführer der ETC und seit 1995 EDV-Trainer in der Erwachsenenbildung, gibt Anregungen zur Digitalisierung und wie man IT-Know-how aufbauen kann. Denn, für eine erfolgreiche Digitalisierung braucht es Visionen, Strategie & Fachkräfte.

Herr Becker, woran fehlt es Ihrer Meinung nach bei der Digitalisierung?

Es fehlt am Grundverständnis, was ist Digitalisierung und was nicht. Automatisierung von Arbeits- und Produktions-Prozessen kann sich mittlerweile jeder vorstellen. Aber ab wann spricht man von Digitalisierung? Bei der Digitalisierung helfen Daten und Algorithmen Prozesse oder auch ganze Geschäftsmodelle zu verbessen. Aus meiner Sicht besteht die Gefahr, dass wir oft in der Phase der Automatisierung stecken bleiben.

Sie sagen, dass Digitalisierung die Geschäftsmodelle von Unternehmen verbessern kann. Wie sollte man Digitalisierung angehen?

Derzeit treibt die Digitalisierung entweder der CIO/CEO oder auch Covid. Jetzt ist es meiner Meinung nach an der Zeit, sich nicht von externen Faktoren treiben zu lassen, sondern aktiv das Steuer in die Hand zu nehmen. Digitalisierungsprojekte müssen Teil der Unternehmensstrategie sein und den damit verbundenen Stellenwert bekommen. Dabei sollte man sich zuerst fragen: Was haben wir im Unternehmen schon digitalisiert? – Es wird mehr sein als gedacht. Diese Erfahrungen können dann genutzt werden, um ein Minimum Viable Product – also einen ersten lauffähigen Prototypen – zu erstellen.

Digitalisierungsprojekte müssen Teil der Unternehmensstrategie sein

Welchen weiteren Aspekt sollte man im Digitalisierungsprozess berücksichtigen?

Nicht nur in die Vergangenheit zu schauen, sondern auch den Blick in die Zukunft zu werfen. Wo liegen die Trends in der Branche? Wie könnte sich mein Geschäft weiterentwickeln? Wo könnte die Digitalisierung dabei hilfreich sein? Verbindet man die Vergangenheit (was habe ich bereits digitalisiert) mit der Zukunft, dann ist man fit für größere Themenstellungen.

Für die Digitalisierung braucht es auch Fachkräfte. Herr Becker, wie viele IT-Kräfte fehlen derzeit in Österreich?

In der IT fehlen aktuell rd. 24.000 Fachkräfte. Dieser Mangel ist die größte Hürde bei der Digitalisierung. Bereits 39 % der Unternehmen haben dadurch Umsatzeinbußen. Mittlerweile ist jeder Job ein digitaler Job, setzt also in irgendeiner Form digitale Grundkompetenzen voraus. Das DSB (digital skills barometer) von fit4internet weist für die Gesamtbevölkerung aber nur eine digitale Fitness von 41,6 % aus.

IT-Fachkräfte sind gesucht. In welchen IT-Bereichen spürt man diesen Fachkräftemangel besonders?

Der IT-Fachkräftemangel betrifft alle Wirtschaftszweige. Seit einigen Jahren sind mehr ITler in non IT-Unternehmen angestellt, als in IT-Unternehmen. So hat jedes zweite Unternehmen in Österreich eigene IT-Mitarbeiter*innen. Die IT-Kompetenz fehlt also an allen Ecken und Enden.

Der IT-Fachkräftemangel betrifft alle Wirtschaftszweige

Was können Unternehmen Ihrer Meinung nach proaktiv gegen den Fachkräftemangel tun?

Die aspire Education hat ein 2-Phasen-Modell entwickelt, um a) die Skills zu erheben und b) Wissen aufzubauen. In Phase 1, dem Job Screening, werden IT-Fähigkeiten mittels Online-Selbsteinschätzung gecheckt und mit dem Dig-CERT von fit4internet zertifiziert. Nach erfolgreichem Abschluss werden in einem Beratungsgespräch herstellerseitige Tests gemacht und danach basierend auf diesen Ergebnissen Weiterbildungspakete und Jobrollen empfohlen. Damit hat jedes Unternehmen eine ­fundierte Grund­lage, bei welchen Mitarbeiter*innen bzw. Kandidat*innen es sich lohnt, in vorhandenes Wissen bzw. Voraussetzungen zu investieren.

Was versteckt sich hinter dem Dig-CERT?

Das Dig-CERT gibt Aufschluss über das digitale Allgemeinwissen einer Person. Fit4internet und wir, die ETC, haben diese Zertifizierung gemeinsam ins Leben gerufen. Das Dig-CERT wurde in Referenz auf das Digitale Kompetenzmodell von Österreich entwickelt. Eine Registrierung ganz einfach hier möglich.

Kommen wir wieder zurück zur Phase 2: Das Unternehmen weiß nun, welche IT-Fähigkeiten im Unternehmen vorhanden sind. Was kommt danach?

Die Phase 2, das Job-Matching, funktioniert wie eine Dating-Plattform: Sowohl Bewerber*innen als auch Unternehmen legen auf der Job Matching-Plattform ein ausführliches Profil an. Unternehmen können ihr Profil mit aktuellen Jobangeboten ergänzen. Entsprechen diese Bewerber*innen den Vorstellungen des Unternehmens, so kann ein Job-Matching erfolgen. Sind schon alle Skills vorhanden, so steht einem Start nichts mehr im Wege. Fehlen hingegen Qualifikationen, so kann das Unternehmen dem Bewerber den Startschuss für eine Weiterbildung geben. Diese erfolgt einerseits im Unternehmen und wird andererseits mit einem hybriden Lernangebot der ETC ergänzt.

Welche Vorteile hat diese duale Aus- und Weiterbildung?

Der oder die Mitarbeiter*in lernt gleich die Kolleg*innen kennen und kann damit sehr schnell in die Unternehmensorganisation aufgenommen werden. Die Identifikation mit dem neuen Arbeitgeber gelingt so sehr reibungslos.

Wie viele Unternehmen haben Sie bereits in diesem Prozess begleitet, Herr Becker? Wie sind die Rückmeldungen?

Wir haben mit dem Modell Recruit-Train-Deploy extrem gute Erfahrungen gemacht. Zum 4. Geburtstag unseres Skills Campus jetzt im März 2023 zählen wir den 100sten erfolgreich vermittelten Teilnehmer – aus der Sicht aller Beteiligten also eine praktikable Lösung für den IT-Fachkräftemangel. Davon profitieren kleine Beratungsunternehmen als auch 3 der 5 größten Arbeitgeber in Österreich. Sie alle bekommen eine Lösung für den „war for talents“. Und wir haben aktuell einen Pool von über 150 neuen Kandidat*innen – vielleicht ist da auch Ihr neuer IT-Spezialist dabei. Mehr dazu finden Sie auf aspire-education.com

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