Ohne menschliche Intelligenz keine KI
Spätestens seit dem Aufscheinen von ChatGPT ist die künstliche Intelligenz in aller Munde. Ein wenig wirkt es so, als ob mit dem Auftreten des mittlerweile nahezu überall bekannten Systems der Firma OpenAI die Geburtsstunde der KI zu markieren ist. In Wahrheit begleitet uns künstliche Intelligenz schon seit vielen Jahren. Florian Tursky, Staatssekretär und Digitalisierungs- und Telekommunikations-Experte, ging beim Event „Powercouple KI und Arbeitswelt“ näher auf die plötzliche Öffentlichkeit der künstlichen Intelligenz ein.
„Als ChatGPT auf dem Markt erschien, war für viele erstmals klar – das ist jetzt also KI.“
Diese Technologie ist tatsächlich bereits seit Jahrzehnten in Diskussion und auch seit Jahren im Einsatz. Der Unterschied ist, dass ChatGPT die breite Masse anspricht und so ziemlich jede Person einen Nutzen aus diesem smarten System ziehen kann. Für viele Menschen war mit dem Auftreten dieses Systems daher klar: Das ist jetzt also KI.
Durch dieses Öffentlichwerden der künstlichen Intelligenz kommt es ähnlich dem Greenwashing zu einer Art KI-Washing. Viele Unternehmen erzählen, dass ihre Lösung für Problem XY die KI ist. In Wirklichkeit handelt es sich dabei aber um klassische algorithmische Automatisierungen, die mit einer künstlichen Intelligenz nichts zu tun haben. KI ist nicht die Universallösung für jedes Problem und daher auch nicht in jedem Bereich gewinnbringend einsetzbar. Um dieses Werkzeug richtig einzusetzen, braucht es daher geschultes Personal. Und das im Idealfall aus den eigenen Reihen.
Expert*innen gesucht
Die größte Angst bei der KI ist für die meisten, nicht mehr mitzukommen und den Anschluss zu verlieren. Im historischen Rückblick brachte uns auch die Digitalisierung zahlreiche Herausforderungen aber ebenso viele neue Arbeitsplätze. Doch nicht die KI selbst nimmt dem Menschen den Job weg – das Powercouple Mensch und KI ist es, das den Job für sich gewinnen kann. Daher ist Weiterbildung essenziell und in weiterer Folge werden neue Jobs entstehen, die es ohne die KI gar nicht gegeben hätte.
„Nicht die KI selbst nimmt Jobs weg – es ist das Powercouple Mensch und KI.“
Durch die technischen Neuerungen und den plötzlichen Run auf KI-Systeme wird die digitale Souveränität der einzelnen Wirtschaftsräume in den Fokus gerückt. Daher ist es für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit wichtig, dass durch KI aufkommende neue Jobs auch bei uns im Land entstehen und nicht ausgelagert werden. Dafür braucht es geschultes Fachpersonal wie z. B. Cybersecurity-Expert*innen. In Bezug auf künstliche Intelligenz ist daher einmal mehr der Fokus auf Weiterbildung und Fachausbildungen relevant. Ideal ist es, in den eigenen Reihen bestehende Talente zu erkennen und im Unternehmen weiterzubilden.
Mit ISO/IEC 42001 zertifiziert der Zukunft entgegen
Eine Fachausbildung wird besonders durch ein unabhängig ausgestelltes Zertifikat unterstrichen. Beim Event „Powercouple KI und Arbeitswelt“ stellte Veronika Hofer, Portfolio Manager im Bereich Zertifizierung bei Austrian Standards, die neue Zertifizierung nach ISO/IEC 42001 vor. Diese wird von verschiedenen Zertifizierungsstellen angeboten und belegt, dass ein Unternehmen ein wirksames KI-Management anwendet. Dadurch wird internes sowie externes Vertrauen aufgebaut und ein strukturierter Ansatz zur fortlaufenden Verbesserung von Prozessen geschaffen.
Möglich ist ebenso eine Personenzertifizierung zur/zum KI Manager*in. Das Zertifikat belegt, dass die Person die Grundlagen und Funktionsweisen der technischen Anwendungen, die auf Basis einer KI arbeiten, kennen. Weiters können diese Personen Einsatzmöglichkeiten der KI aufzeigen und sind in der Lage, andere Personen beim Einsatz von KI-Systemen zu unterstützen. Besonders essenziell ist, dass zertifizierte Personen die rechtlichen, regulatorischen und ethischen Herausforderungen sowie Risiken der KI kennen, und dadurch optimal KI-Projekte für das eigene Unternehmen planen können. Eine Zertifizierung sichert demnach die Reputation des Unternehmens und verschafft einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.