Meistern von Liquiditätsengpässen in Zeiten von COVID-19

ARS Akademie

Ziele zur Unternehmenssteuerung: Fixkosten senken, Liquidität sichern und Umsatzplanungen sowie Szenarien erstellen

Einen partiellen Shutdown der Wirtschaft hat es in Österreich noch nie gegeben. Die zentrale Herausforderung ist es nun, die Liquidität des Unternehmens zu sichern und mittels Risikomanagement eine flexible Darstellung der Finanzsituation sowohl für jetzt und als auch für die nächsten Monate zu erarbeiten. Dafür ist es wichtig, einerseits die erwarteten Umsätze zu simulieren und andererseits den Liquiditätsbedarf zu berechnen.

Wichtigster Schritt: Kosten kurzfristig reduzieren

Im österreichischen Durchschnitt machen die Fixkosten eines Unternehmens rd. 40 % des Umsatzes aus. Die Personalkostentangente beträgt je nach Branche zwischen 15 % und 20 % im Einzelhandel oder zwischen 60 % und 70 % in Dienstleistungsbranchen. Diese Kosten müssen nun mittels Sofortmaßnahmen wie z. B. mit der von der Regierung propagierten Kurzarbeit oder auch mittels Kündigungen rasch reduziert werden.

Im Durchschnitt liegen die Fixkosten eines Unternehmens bei rd. 40 % des (bisherigen) Umsatzes. Diese fallen auch an, wenn – wie gerade jetzt – das Unternehmen weniger oder keinen Umsatz mehr erwirtschaften kann. Daher muss es absolutes Ziel sein, den zusätzlichen Liquiditätsbedarf so gering wie möglich zu halten.

Weitere Ansatzpunkte sind, mit Vermietern Mietkostenreduktionen zu besprechen und mit Banken Kreditstundungen. Ebenfalls gilt es zu überlegen, ob geplante Investitionen verschoben oder auch komplett gestrichen werden. Aber von einem rät Peter Voithofer absolut ab: Ohne Absprache mit Lieferanten, Vermietern oder auch Banken Zahlungen einseitig einzustellen.

Liquiditätsbedarf ermitteln

Ausgehend von den Saldenlisten 2018 und 2019 sollte der saisonale Liquiditätsbedarf ermittelt werden. Der Expertentipp dazu: Beziehen Sie auf alle Fälle auch reguläre Umsatzschwankungen in diese Prognose mit ein. Also wie viel Prozent des Jahresumsatzes fallen in welchem Monat tatsächlich an.
„Aus den Gesprächen mit Unternehmern weiß ich, dass gerade EPUs und KMUs derzeit teilweise noch keine Bilanzen für 2018 und oftmals keine Saldenlisten für 2019 (mit den Umbuchungen wie Abschreibung, Inventur etc.) vorliegen haben. Daher mein dringlicher Rat: Erstellen Sie diese Unterlagen so rasch als möglich, um damit Ihren Liquiditätsbedarf auf dieser Basis berechnen zu können“, betont Peter Voithofer. Diese Unterlagen brauchen Unternehmer auch, um Förderungen und Kreditstundungen bei den Banken erwirken zu können.

Umsätze sind nicht mehr so wie vor der Corona-Krise

Eines ist sicher: Das Kundenverhalten wird nach der Corona-Krise nicht mehr gleich jenem vor der Krise sein. Und selbst wenn es Branchen gibt, die verlorene Umsätze eventuell aufholen können, das Gros der Unternehmer sollte nicht davon ausgehen, dass dies gelingt.

Konsumenten werden in und nach der Krise anders einkaufen. Die Größe des Warenkorbes und auch die Zusammenstellung wird sich ebenso ändern.

Parameter und Gedankenanstöße für die Entwicklung von Umsatzprognosen:

  • Wann gehen Sie von einer Teilproduktion/Teilöffnung und wann von der Gesamtproduktion/Gesamtöffnung aus?
  • Welche Umsatzerwartungen haben Sie für Ihre unterschiedlichen Produkte/Kundengruppen/Märkte?
  • Stellen Sie sich unbedingt auch folgende Frage: Wird das Kundenverhalten vor der Krise auch jenem nach der Krise entsprechen?
  • Wie lange dauerte es vor der Krise bis Ihre Kunden Ihre Rechnungen beglichen haben?
  • Beziehen Sie auch das makroökonomische Umfeld in Ihre Analyse ein.
  • Gehen Sie generell davon aus, dass die Zahlungsmoral sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich sinken wird.

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Hier schreibt das Team der ARS Akademie.