Nachhaltige Vergabe: Das Wie & Warum

ARS Akademie

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Nachhaltigkeit zählt. Auch im Vergaberecht. Es klingt so einfach: Produkte und Dienstleistungen beschaffen, die von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung geringe Folgen für die Umwelt haben. Doch es erfordert eine Richtungsänderung in der Beschaffungsstrategie. Wir haben den Experten für Nachhaltigkeit und Beschaffung – Dr. Gerhard Weiner – nach dem Wie & Warum der nachhaltigen Beschaffung gefragt. Er beschäftigt sich seit langem mit der nachhaltigen Beschaffung und den Pflichten entlang der Lieferkette und gibt einen Einblick, warum der Anspruch der nachhaltigen Beschaffung in jeder Ausschreibung ein fixer Bestandteil sein sollte.

Weg vom „business als usual“ hin zu „business as an esg mission“.

Auf dem Weg zum grünen Vergabeprozess gibt es viele Hürden zu überwinden. Allen voran: Leadership. Es braucht den klaren Willen des obersten Managements, Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie zu verankern und konsequent umzusetzen. Die Aufwertung der Beschaffungsabteilung bzw. überhaupt der Aufbau einer zentralen Beschaffungsstelle mit einem Chief Procurement Officer sind hier vakant. In der Praxis begegnet einem weiterhin die Kostenfrage in Richtung „Einkaufspreise“. Entscheidend werden für Unternehmen die Perspektivenöffnung und die Erfassung der Lebenszykluskosten eines Produkts. Hinzu kommt das Risikomanagement, welches immer stärker die Nachhaltigkeit erfasst. Stichwort: Lieferkettengesetz. Und wie überall begegnen wir der Tatsache, dass auch im Vergabeprozess die Digitalisierung verstärkt Einzug hält. Die Zukunft der Beschaffung ist sicherlich digital, datengetrieben und automatisiert. Wer abschließend ein entsprechendes Monitoring aufbaut und ein Reportingsystem pflegt, wird nachhaltig erfolgreich sein.

Der Anspruch der nachhaltigen Beschaffung sollte in jeder Ausschreibung fest verankert sein

Hier kann ich auf das immer wichtiger werdende Carbon Management hinweisen, welches sich konsequent betrachtet nicht nur mit Scope 1 und 2, also den direkten Emissionen einer Organisation auseinandersetzt, sondern auch mit Scope 3, welches die beschafften Güter erfasst. Rund 80% des THG-Rucksackes (Treibhausgase) wird in einem Unternehmen miteingekauft bzw. aus anderen Ländern durch Produkte importiert. Sie sehen, das Thema ist breit gefächert. Für die Verankerung von Green Public Procurement im Vergabeverfahren ist es zunächst wichtig zu wissen, dass diese in allen Phasen des Verfahrens anzuwenden ist. Begonnen bei den Eignungs- und Auswahlkriterien, über den Ausschreibungsgegenstand und die technischen Spezifikationen bis zu den Zuschlagskriterien und Ausführungsbedingungen. Die zehn Grundsätze der Kreislaufwirtschaft geben einem generell einen guten Kompass in die Hand. Zunächst in der Frage der Herstellung und Nutzung von Produkten und Infrastruktur, in der verlängerten Lebensdauer bis hin zum Wiederverwerten von Materialien.

Die 10 Grundsätze der Kreislaufwirtschaft

Intelligente Herstellung & Nutzung

  • Refuse – Ablehnen
  • Rethink – Überdenken
  • Reduce – Reduzieren

Lebensdauer verlängern

  • Reuse – Wiederverwenden
  • Repair – Reparieren
  • Refurbish – Verbessern
  • Remanufacture – Wiederaufbereiten
  • Repurpose – Anders weiternutzen

Wiederverwerten von Materialien

  • Recycle – Aufbereiten
  • Recover – Thermisch verwerten

Unterm Strich bringt eine nachhaltig geführte Vergabe jedenfalls einen großen Impact – nicht nur für die Organisation selbst, sondern auch für Umwelt und die Gesellschaft. Übrigens, in Zeiten des Arbeitskräftemangels ist das Thema ein immer wichtiger werdendes.

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