Training mit Tieren: Kompetenzerweiterung für Führungskräfte
Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Sie bekommen als Führungskraft einen neuen Mitarbeiter. Sie kennen seinen Lebenslauf, wissen ungefähr, was Sie von ihm erwarten können. Aber was er genau leisten kann und wie Sie das Beste aus ihm herausholen können – das gilt es nun herauszufinden. Doch wie? Als Führungskraft ist dies eine wichtige Kompetenz für den Alltag, die aber theoretisch kaum erlernt werden kann. Der neue Lehrgang Animal Assisted Leadership Design der ARS Akademie macht dies zusammen mit dem Design Thinking Modell erlebbar. Es handelt sich hierbei um einen sehr neuen und innovativen Ansatz, der auch für erfahrene Führungskräfte spannend ist. Lehrgangsleiter Mag. Josef Wanas und Heidelinde Wanas, MAS MA MSc beantworten die wichtigsten Fragen zu diesem Format.
Animal Assisted Leadership mit dem Design Thinking Modell
Welchen Mehrwert bietet dieses Training im Vergleich zu herkömmlichen Leadership-Trainings?
Beim Animal Assisted Leadership handelt sich um eine innovative und kreative Herangehensweise. Das äußert sich nicht nur durch die Zusammenarbeit mit Tieren, sondern auch in den im Training vermittelten und angewendeten zirkulären Denkweisen. Das ist zum einen das Design Thinking Modell, das ursprünglich aus dem Design kommt und das eine kleinschrittige Weiterentwicklung in Schleifen ermöglicht. Im operativen Führungsprozess wird außerdem der OODA-Loop (eine Entscheidungsschleife, die immer wieder nach folgendem Prinzip durchlaufen wird: Observe, Orient, Decide, Act) verwendet, der dabei hilft, Routinen zu vermeiden und Entscheidungsblockaden zu lösen. Alles, was die Teilnehmer in der Theorie erarbeiten und entwickeln, wenden sie direkt am lebenden Objekt an.
Es geht um das Erleben von Führen mithilfe von tierischen Probanden, die anders als Menschen wertfrei und unmittelbar auf das Führungsverhalten reagieren.
Nicht zuletzt ist ein wesentlicher Unterschied auch der Ortswechsel: Die Führungskräfte kommen aus dem Büro und anderen Innenräumen hinaus, bewegen sich in der Natur und können sich so ganz auf neue Erfahrungen einlassen.
Wie werden die Teilnehmer auf das Training mit den Tieren vorbereitet?
Es gibt vor dem Tier-Training zwei theoretische Themenblöcke: Themenblock 1 fokussiert auf die Leadership-Skills und Themenblock 2 umfasst den Umgang mit den tierischen Probanden. So erhalten die Teilnehmer eine Sicherheitsunterweisung, eine Einweisung, wie sie mit den Tieren umgehen und eine intensive Kennenlernphase, in der Mensch und Tier sich aneinander gewöhnen. So können auch problemlos Personen teilnehmen, die noch nie oder sehr wenig mit Tieren zu tun hatten. Am Ende des Kennenlern-Prozesses können sie auswählen, mit welcher Tierart sie gerne in der nächsten Zeit arbeiten möchten. Das Ziel ist es, mit einem einzigen Tier eine Aufgabe zu trainieren und zu verbessern und nicht immer wieder zwischen den verschiedenen Tierarten zu wechseln. Ebenso wie Führungskräfte bei einem Mitarbeiter, den sie ausgewählt haben, den optimalen Führungsansatz finden müssen, ist die Aufgabenstellung hier, den idealen Umgang mit diesem Tier zu finden. In laufenden Feedbackrunden können sie Ihre Fortschritte evaluieren und sollte es mit einer Tierart überhaupt nicht klappen, können sie nach der „Probezeit“ auch noch das Tier wechseln.
Unterschiedliche Tiere – unterschiedliche Charaktere: Das erfordert einen individuellen Führungsstil
Warum eignen sich die 3 verwendeten Tierarten Kaschmirziegen, Minipigs und Hunde besonders gut für das Training?
Zum einen sind es keine zu großen Tiere, damit jeder sich traut, mit ihnen zu arbeiten. Zum anderen sind alle drei Arten Tiere, die in sozialen Verbänden leben. Außerdem repräsentieren sie 3 verschiedene Mitarbeitertypen: Die Ziege ist eher distanziert und nimmt vorsichtig Kontakt auf. Das Schwein stellt einen motivierten Mitarbeiter dar und der Hund ist übermotiviert und tendiert schon zu einer leichten Anbiederung. Dabei unterscheiden sich die Tiere außerdem in ihrer Wahrnehmung und in ihrem natürlichen Verhalten. Innerhalb jeder Tierart gibt es auch noch einmal verschiedene Charaktere: Zum Beispiel den Herdenchef, der immer vorne mit dabei ist, intelligente und weniger intelligente Tiere, zurückhaltende Tiere und viele mehr. Jedes Tier ist für sich eine eigene Persönlichkeit und braucht einen individuellen Führungsstil.
Wie sieht eine typische Aufgabenstellung im Kurs aus?
Eine typische Aufgabenstellung gibt es in dem Sinne nicht. Die Teilnehmer überlegen sich selbst, was sie mit dem natürlichen Verhalten und den natürlichen Voraussetzungen der Tiere erreichen können. Die Frage ist immer: Was kann der Mitarbeiter / das Tier? Was wollen Sie mit dem Mitarbeiter / dem Tier erreichen? Ist der Zeitrahmen, das Ziel zu erreichen, realistisch oder ist das Ziel zu hochgesteckt? Das Equipment wird zur Verfügung gestellt und anhand dessen können die Aufgabe entwickelt werden. Es gilt, für die Aufgaben die passende Mitte zwischen Über- und Unterforderung der Tiere zu finden. Die Weiterentwicklung wird laufend evaluiert und auf reale Führungssituationen übertragen.