Corona-Pandemie: Lessons learned von Bardia Monshi
Die Corona-Pandemie hat uns seit Monaten fest im Griff. Für viele ist diese Dauerbelastung zwischen Home-Office, Home-Cooking und Home-Schooling zur Belastungsprobe geworden. Doch einige Menschen können auch in dieser schwierigen Situation wachsen. Wie machen sie das? Bardia Monshi — Arbeits- & Organisationspsychologe und internationaler Speaker — hat im Rahmen eines HR-Circles einige Lösungsstrategien für die Krisenbewältigung vorgestellt.
Lesson 1: Be prepared
Auch wenn viele von uns dazu neigen, sich als unverwundbar zu sehen. Die Krise kommt sicher irgendwann. Daher sollte man sich bereits bevor man in der Krise steckt Gedanken machen, in welchen Situationen man welche Strategien anwenden möchte.
Spitzensportler zeigen uns etwa, wie es gehen könnte: Sie bereiten sich auf unterschiedlichste Szenarien vor, auf die sie im Fall des Falles zurückgreifen können.
Lesson 2: Das Negative am Positiven und das Positive am Negativen
Wir wachsen durch positive oder negative Emotionen über uns hinaus. Bei positiven Emotionen zeigt uns unsere Umwelt: Ich darf so bleiben, wie ich bin. Veränderung ist somit kaum möglich. Veränderungen können jedoch gerade durch negative Erfahrungen – wie gerade diese Pandemie – angestoßen werden. Denn dann müssen wir uns neu erfinden und somit unser Denk- und Handlungsschema anpassen.
Lesson 3: Kein Ende in Sicht
Hier brachte Bardia Monshi ein berührendes Beispiel: Ein Mann wurde zwei Jahre lang als Geisel festgehalten. Was ihn diese traumatische Zeit ertragen ließ, war die Tatsache, dass er irgendwann freikommen würde. Er hat sich jedoch nicht an einem Datum festgehalten und wäre dadurch laufend enttäuscht worden, sondern an dem festen Glauben: Ich komme irgendwann wieder frei. Was dann tatsächlich so war.
Lesson 4: Jeder muss Verantwortung tragen
Die Anforderungen an uns Menschen sind durch Corona gestiegen. Speziell auch die Anforderung zur Selbstführung. Niemand kann sich vor dieser Selbstverantwortung drücken. Das gilt für uns als Privatperson, als auch für uns als Teil einer Organisation.
Lesson 5: Soziale Kontakte sind ein Überlebensfaktor
Wenn die gesamte Welt um uns herum zusammenbricht, dann sind es die sozialen Kontakte, die uns stützen. Je unsicherer Außenbeziehungen sind, umso mehr brauchen wir unser soziales Netzwerk. Dieses menschliche Bedürfnis ist jedoch gerade jetzt durch Abstandhalten etc. schwer zu befriedigen.
Lesson 6: „Die Chefs von morgen sind Liebende“
Dieses Zitat von Neurowissenschaftler Gerald Hüther lässt viel Spielraum für falsche Interpretationen.
Das Wort Liebe darf hier aber nicht zu eng gesehen werden und meint echtes Interesse am Mitmenschen.
Führungskräfte, die echtes Interesse an ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben, führen auch in Krisen besser.
Lesson 7: Unternehmerische Resilienz
Diese funktioniert am besten, wenn Unternehmen auf Vielfalt setzen. Konzerne, die verschiedene Standbeine haben, sind in Zeiten der Krise weniger anfällig. Diese Vielfalt kostet jedoch Effizienz. Das gleiche Prinzip gilt auch bei der Personalbesetzung: Ein Spezialist ist zwar effizient, fällt dieser jedoch aus, dann wir die Effizienz schnell zum Bumerang.
Lesson 8: Idiotie in Organisationen
Das Altgriechische bezeichnet einen „Idioten“ als Mensch, der sich nicht an der Außenwelt beteiligt, sondern sich nur um das Private kümmert. In der Krise wäre es für Unternehmen fatal, diesem Ansatz zu folgen. Die Krise zwingt Unternehmen gerade dazu, sich mit dem Außen auseinanderzusetzen. Der Fokus muss auf der Lösung von Problemen liegen. Was braucht der Kunde? Eine Frage, die es gerade auch jetzt zu beantworten gilt.
Lesson 9: Fokus auf echter Wertschöpfung
Wie schon Lesson 8 gezeigt hat: Der Fokus auf Problemlösung und damit einhergehend auf Wertschöpfung ist es, der erfolgreich macht. Denn für echte Problemlösungen sind Kunden auch in Krisenzeiten bereit zu zahlen.
Lesson 10: Wenn die Steuerung versagt, braucht es Führung
In Krisen nimmt die Komplexität zu. Wissen alleine reicht nicht mehr aus, um all die Überraschungen zu bewältigen, welche die Krise mit sich bringt. Es braucht Ideen. Diese Ideen erlangen Ansehen im Unternehmen, Menschen folgen diesen Ideen und den Menschen, die diese Ideen hervorbringen. Die Führung übernimmt somit der Ideenbringer. Diesem folgen Menschen dann gerne — auch ohne Machtanwendungen.