Energieverbrauch optimieren: Quick Wins, Sparpotenziale und Blackout-Szenarien
Steigende Preise, Energieverbrauch optimieren und Blackout-Szenarien sind momentan Thema Nr. 1 an Europas Tischen und Diskussionsrunden. Man zerbricht sich den Kopf über Kostensenkungspotenziale und Worst-Case-Szenarien. Doch wie nimmt man diese Sache am Besten in Angriff? Wir haben mit Herrn Ing. Christian Wimmer, MBA, gesprochen und ihn um seine persönliche Einschätzung der Lage gebeten. Der Gerichts-Sachverständige ist sowohl Experte für Gebäudetechnik als auch für Elektrotechnik und sieht sich in seiner täglichen Arbeit als Übersetzer von technischen Abläufen und Begrifflichkeiten für Nicht-Techniker.
Was können Unternehmen und auch Privatpersonen tun, um den Energieverbrauch zu optimieren?
Die spontane Meinung des Fachmannes: Einfach sehr warm anziehen, der Rollkragenpullover wird diesen Herbst/Winter einen funktionellen Aufschwung bekommen. Nein, so einfach ist es natürlich nicht. Obwohl uns der Trend zur wärmeren Kleidung nicht erspart bleiben wird, gibt es einige Tipps und Tricks, die sowohl im Büro als auch zu Hause Anwendung finden können.
Zunächst gilt es, die verschiedenen Low-Cost- bzw. No-Cost-Möglichkeiten auszuschöpfen. Diese sind ganz einfach anzuwenden und liegen eigentlich auf der Hand. Holen Sie Ihre Mitarbeiter ins Boot und schaffen Sie Awareness. Kleben Sie Sticker oder Post-its auf, die ihre Büro-Mitbenutzer daran erinnern, das Licht abzudrehen, die Kochplatte nicht zu lange aufgedreht zu lassen, in nicht benutzten Räumen die Heizung/Kühlung abzudrehen und die Treppe dem Aufzug vorzuziehen. Achten Sie darauf, dass Heizkörper nicht durch Vorhänge oder Möbel verdeckt sind und führen Sie regelmäßiges Stoßlüften durch, anstatt die Fenster länge geöffnet zu halten – gut für die Umwelt, gut für ihr Budget, gut für ihre Gesundheit.
1 Grad weniger Temperatur erspart 6 % Energiekosten
Den nächsten Schritt leben die großen IT-Konzerne bereits vor: Anstatt ihre Serverräume auf 18/19 Grad zu kühlen, begnügen sie sich mit maximal 25 Grad und optimieren so den Energieverbrauch dieser Räumlichkeiten. 1 Grad Temperaturreduktion spart Ihrem Geldbeutel ca. 6 % der Energiekosten. Aus diesem Grund sollte die Temperatur in Gebäuden generell angepasst und Nachtabsenkungen gemacht werden. Dies bedeutet, dass die Raumtemperatur außerhalb der Betriebszeiten deutlich abgesenkt wird. Nutzen Sie doch während der Übergangszeiten auch Ihre Split-Klimageräte zum Heizen. Außerdem lohnt es sich, die Lichtquellen im Gebäude auf die stromsparende LED-Variante umzustellen.
Weiterführende technische Maßnahmen beinhalten vor allem das Automatisieren der Gebäudetechnik. Lichter schalten sich ein, wenn man den Raum betritt oder sich an den Computer setzt und werden automatisch gedimmt, wenn man den Arbeitsplatz verlässt. Die Heizung richtet sich nach den Bürozeiten und schaltet sich automatisch ein und aus, um die Komforttemperatur während dieser Zeitspanne zu halten. Schöpfen Sie aus allen rasch umsetzbaren Effizienzmaßnahmen, bevor Sie langfristige Umbau- und Sanierungsmaßnahmen planen, die sich jedenfalls rechnen sollten.
Ein zusätzlicher Tipp von Christian Wimmer
Schicken Sie ihre Gebäudeverantwortlichen und Techniker auf Schulungen. Sie sollten die kaufmännische Sprache ein Stück weit verstehen und wissen, was ein ROI und eine Amortisationszeit ist. Finden Sie anbei eine Reihe von Kursen, die in diesem Fall passen können:
- Der gestörte Bauablauf – Dokumentation und Berechnung von Mehrkosten
- Kurzlehrgang Claims und Co für Baupraktiker
- Weiterbildungen für Ihre Karriere im Bauwesen
- Kurse rund um die Welt der Immobilien
Wo kann man bereits bei der Planung von Gebäuden in punkto Energieeffizienz ansetzen?
Zertifizierte Neubau-Gebäude sind bereits luftdicht gebaut, um Energieverluste zu vermeiden. Hier muss der Fokus in Zukunft eher auf das Thema Schimmelvermeidung gelegt werden – also eine gute Raumlüftung und regelmäßiges Stoßlüften. Die Dächer Österreichs sollten außerdem zur Nutzung von Photovoltaik genutzt werden. Diese Flächen bieten sich hervorragend an, werden aber leider nicht ausreichend genutzt.
Im Altbau ist es wichtig, die Infrastruktur aufzurüsten. Ist bereits eine Fernwärme-Versorgung in der Nähe? Wie ist die Dämmung des Gebäudes? Gibt es ein effizienteres Heizsystem oder natürliche Lichtquellen?
Blackout-Szenarien: Was versteht man unter Business Continuity Management und wie funktioniert es?
Das Business Continuity Management stellt sich die Frage, wie das Geschäft im Falle eines Blackouts fortgeführt werden kann. Christian Wimmer hat dafür einen Leitfaden ausgearbeitet.
Zunächst sollten sich die Gebäudeverantwortlichen mit Kollegen zusammensetzen und brainstormen, welche äußeren Einwirkungen den Betrieb beeinflussen und welche Maßnahmen davon abgeleitet werden können? Aus diesen Maßnahmen wird eine To-do-Liste erstellt. Darauf findet man dann alle wichtigen Telefonnummern und die abzuarbeitenden Erstmaßnahmen. Empfohlen wird, diese Liste auf rotem Papier auszudrucken, um sie auch dann zu finden, wenn Licht und Strom nicht mehr funktionieren.
Für die vollständige Wiederinbetriebnahme ist bei produzierenden Unternehmen ein Zeitraum von zwei Wochen realistisch. Wichtig ist, dass davor die Netze und Lieferketten wieder stabil sind, sonst wird man ganz schnell von vorne beginnen müssen. Als Abschluss der Konzeptausarbeitung sollte ein Spezialist konsultiert werden, der das Konzept prüft und wertvolle Tipps ergänzen kann.
Welche Fördermaßnahmen kann man in Anspruch nehmen?
Über Fördermaßnahmen kann man sich am Besten über die Seite des Bundesministeriums informieren. Hier werden sowohl Förderungen für Unternehmen als auch Förderungen für Privatpersonen aufgelistet.
Bei der Umweltförderung der Kommunalkredit werden verschiedene Servicestellen und auch Förderungsinstrumente vorgestellt.
Unternehmen sollten sich zusätzlich beim Förderungsservice der WKO informieren.