Crowdinvesting erklärt: Chancen & Risiken

Investieren ist nur etwas für Banken, institutionelle Anleger oder vermögende Privatpersonen? Keineswegs! Mit Crowdinvesting, einer Form der Schwarmfinanzierung bekommt jeder die Möglichkeit, auch kleine Beträge zu investieren. Eine spannende Alternative zu klassischen Anlagemöglichkeiten, die es Privatpersonen ermöglicht, sich schon mit wenigen hundert Euro an Unternehmen, Immobilien oder nachhaltigen Projekten zu beteiligen. Doch wie funktioniert Crowdinvesting genau? Welche Chancen bietet es, und welche Risiken sollten interessierte Anleger*innen unbedingt im Blick behalten?
Was ist Crowdinvesting?
Crowdinvesting ähnelt dem mittlerweile bekannten Crowdfunding nicht nur im Namen, sondern folgt auch einem ähnlichen Prinzip: Über eine Crowdinvesting-Plattform erhalten Anleger*innen die Möglichkeit, sich mit bereits geringen Geldbeträge an einem Projekt oder Unternehmen zu beteiligen. Der Unterschied zum klassischen Crowdfunding besteht darin, dass dort Spenden oder Sachleistungen im Vordergrund stehen, während beim Crowdinvesting die Rendite im Fokus liegt. Die Anleger*innen erhalten für Ihre Investition eine finanzielle Gegenleistung, meist in Form von Zinsen oder Gewinnbeteiligungen – oder sie erhalten das Produkt, in das sie investiert haben.
So funktioniert Crowdinvesting:
Crowdinvesting – ja oder nein? Wenn Sie noch nicht genau wissen, wie Crowdinvesting funktioniert: An diesen Merkmalen erkennen Sie auf den ersten Blick, ob es sich bei Ihrer geplanten Investition um Crowdinvesting handelt.
Wesentliche Merkmale von Crowdinvesting
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Die Investitionsmöglichkeiten laufen über eine Crowdfunding-Plattform.
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Minimale Investitionssummen, meist zwischen 250 und 1.000 Euro.
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Laufzeiten typischerweise zwischen 2 und 7 Jahren.
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Renditen je nach Projekt zwischen 4 % und 20 % p.a.
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Verschiedene Beteiligungsmodelle,
darunter Nachrangdarlehen, Partiarisches Nachrangdarlehen, Genussrechte, Wertpapiere oder eine echte stille Beteiligung.
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Crowdinvesting: Das sind die beliebtesten Branchen
Prinzipiell funktioniert Crowdinvesting in allen Branchen – über mehr Geld freut sich schließlich jedes Unternehmen. In den letzten Jahren haben sich in Österreich aber besonders drei Sektoren herauskristallisiert, in denen sich Crowdinvesting großer Beliebtheit erfreut.
Top-Branchen für Crowdinvesting
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Immobilien
Immobilien gelten als stabile und sichere Anlageform. Auch im Crowdinvesting spiegelt sich dies wider: Als Investor*in können Sie neue Bauprojekte unterstützen oder bestehende Gebäude durch Renovierungen erhalten. Zudem besteht die Möglichkeit, sich an Immobilienfonds zu beteiligen. Die Optionen sind vielfältig – jedoch sollten Sie die Schwankungen des Immobilienmarktes stets im Auge behalten.
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Start-up-Finanzierung
Start-ups verfügen oft über innovative Ideen, jedoch fehlt es ihnen häufig an den finanziellen Mitteln für die Umsetzung. Crowdinvesting bietet diesen jungen Unternehmen eine Möglichkeit, Kapital für Produktentwicklung und Wachstum zu beschaffen. Für Investor*innen, die in solche innovativen Konzepte investieren möchten, kann dies attraktiv sein. Doch erfahrene Investoren wissen: Viele Start-ups scheitern – es gilt, die Risiken des Crowdinvestings im Blick zu behalten. Doch dazu später mehr. Vorher wollen wir uns noch eine weitere zukunftsträchtige Investitionsmöglichkeit ansehen: Grüne Investments.
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Nachhaltige Investments
Wer investiert, denkt zukunftsorientiert – und möchte deswegen vielleicht auch besonders gerne in grüne Projekte investieren. Keine schlechte Idee, denn im besten Fall gewinnt man gleich doppelt und unterstützt mit einer schönen Rendite nicht nur sein Konto, sondern auch das Klima. Denn Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, Umwelttechnologien und soziale Unternehmen können durch Crowdinvesting oft erst die benötigten Mittel für ihre Umsetzung erhalten. In Österreich gibt es mittlerweile mehrere Crowdfunding-Plattformen, die sich auf nachhaltige Investments spezialisiert haben.

Chancen & Vorteile von Crowdinvesting
Crowdinvesting klingt für viele Anleger*innen verlockend – und bietet sowohl Investor*innen als auch Unternehmen Vorteile. Schauen wir uns diese einmal genauer an – mit welchen Risiken Sie sich konfrontiert sehen werden, behandeln wir im Anschluss.
Vorteile von Crowdinvesting für Investor*innen:
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Investitionen in innovative und nachhaltige Projekte
Anleger*innen haben die Möglichkeit, direkt in aufstrebende Unternehmen oder Projekte zu investieren, die innovative oder nachhaltige Ansätze verfolgen. Es müssen nicht immer die großen Konzerne sein, in die investiert wird.
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Zugang zu alternativen Anlagemöglichkeiten
Crowdinvesting eröffnet Zugang zu Anlageformen, die über traditionelle Investitionsmöglichkeiten hinausgehen. Einfacher war es noch nie, in die verschiedensten Branchen und Projekte zu investieren.
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Einstieg mit geringen Beträgen
Bereits mit kleinen Investitionssummen können Anleger*innen teilnehmen, was diese Form der Geldanlage für ein breites Publikum attraktiv macht.
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Diversifikation des Portfolios
Abwechslung tut gut – auch dem Investitions-Portfolio. Kleinere Investitionen über Crowdinvesting bieten dafür die perfekte Möglichkeit.
Vorteile von Crowdinvesting für Unternehmen und Projektentwickler*innen:
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Kapitalbeschaffung ohne klassische Bankkredite
Es muss nicht immer ein teurer Kredit sein: Unternehmen können benötigtes Kapital einwerben, ohne auf traditionelle Bankfinanzierungen angewiesen zu sein.
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Aufbau einer engagierten Community
Durch Crowdinvesting können Unternehmen eine Gemeinschaft von Unterstützer*innen gewinnen, die gleichzeitig als Markenbotschafter*innen fungieren und zur Verbreitung des Projekts beitragen. Denn alle sind finanziell involviert und haben ein natürliches Interesse am Erfolg des Projekts – Grund genug, es aktiv zu promoten.
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Schnelle und direkte Marktvalidierung
Kommt die Idee gut an? Die Resonanz der Investor*innen kann als Indikator für die Marktakzeptanz des Produkts oder der Dienstleistung dienen, was wertvolle Rückschlüsse für die weitere Entwicklung ermöglicht.
Risiken & Nachteile von Crowdinvesting
Das Risiko auf viele Schultern zu verteilen, klingt vielversprechend. Doch auch beim Crowdinvesting gibt es Risiken und Schattenseiten, die Sie als Anleger *in unbedingt berücksichtigen sollten. Dazu gehören:
Crowdinvesting: Gefahren im Blick behalten
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Hohe Verlustrisiken
Einlagenschutz oder Anlegerentschädigung? Bei Crowdinvesting leider Fehlanzeige. Scheitert das Projekt, ist auch Ihr Kapital verloren. Gehen Sie bei Investments zudem immer lieber davon aus, dass Ihr Investment als nachrangig gehandhabt wird. Das bedeutet für Sie: Im Falle eines Insolvenzverfahrens werden Ihre Ansprüche als Gläubiger*in als allerletztes behandelt – was meist den Totalverlust Ihres Kapitals zur Folge hat.
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Illiquidität durch lange Bindung
Investitionen über Crowdinvesting-Plattformen sind oft langfristig angelegt, das heißt, Ihr Kapital ist für mehrere Jahre gebunden. Während dieser Zeit besteht in der Regel keine Möglichkeit, vorzeitig auf das investierte Geld zuzugreifen, was Ihre finanzielle Flexibilität einschränken kann. Daher sollten Sie sicherstellen, dass Sie nur Mittel investieren, auf die Sie während der gesamten Laufzeit verzichten können.
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Begrenzte Transparenz
Im Gegensatz zu großen Millionenprojekten unterliegen kleine Projekte weniger strengen Informationspflichten. Vor einer Investition ist daher oft unklar, wie zuverlässig die Kommunikation zwischen der Plattform und dem Unternehmen sein wird. Dieses Informationsdefizit stellt ein Risiko dar, das Sie berücksichtigen sollten.
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Verschließen Sie vor Risiken nicht die Augen!
Fazit
Wie in jeder Anlageklasse gibt es auch beim Crowdinvesting Licht- und Schattenseiten. Ob Sie die damit verbundenen Risiken eingehen möchten, hängt von Ihrer persönlichen Risikobereitschaft ab. Vielleicht inspiriert Sie jedoch das Prinzip des Crowdinvestings dazu, Ihre eigenen Investitionen breiter zu streuen und Ihr Portfolio strategisch zu erweitern.
Falls Sie sich für Crowdinvesting entscheiden, möchten Sie sicher wissen, welche rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich für Crowdinvesting gelten und welche Schwellenwerte der Gesetzgeber vorsieht. In unserem Beitrag Crowdinvesting in Österreich – Praxistipps, Regeln & Grenzen erfahren Sie alles Wissenswerte, um Ihre erste Crowdfunding-Investition zu starten.